Das Overstolzenhaus zählt zu Kölns ältesten Steingebäuden. Mit seinem Stufengiebel ist es ein gut erhaltenes Beispiel romanischer Bürgerbauten des 13. Jahrhunderts. Das fünfachsige, sechsgeschossige Repräsentationsgebäude sollte auch den Reichtum seiner Besitzer zeigen.
Mit Ausnahme der Sakralgebäude gibt es in Köln nur ganz wenige Bauwerke aus der romanischen Bauepoche. Etwas versteckt in der Rheingasse findet ihr das älteste erhaltene Patrizierhaus Deutschlands. Sein Markenzeichen ist die aufwendig gestaltete Fassade mit dem Stufengiebel und den vielfachen Doppelarkadenfenstern.
Aus verschiedenen alten Stadtansichten weiß man, dass im 13. Jahrhundert von den reich gewordenen Familien in Köln eine Reihe gleichartiger Wohn- und Kontorhäuser gebaut wurde. Sie zeichneten sich insbesondere durch eine reiche Ausstattung der Fassaden und insbesondere der Stufengiebel aus. Die unteren Etagen dienten dabei Wohnzwecken oder wurden als Repräsentationsräume genutzt, und die oberen Geschosse waren regelmäßig Lagerräume für Waren und andere Dinge. Solche Häuser gab es am Alter Markt, am Holzmarkt oder auch auf dem Filzengraben. Leider haben alle Gebäude bis auf das Overstolzenhaus die Jahrhunderte nicht überlebt.
Zwischen 1220 und 1225 wurde das Overstolzenhaus durch die gleichnamige Kölner Patrizier- und Kaufmannsfamilie erbaut, die vorwiegend durch den Tuchhandel vermögend geworden war. Auf einem Kellergeschoss stehen sechs Geschosse. Hinter der mit reichen Ornamenten versehenen Straßenfassade mit fünf Achsen ging man im vorderen Bereich des Erdgeschosses den Geschäften nach. Zum Hof lagen die Wohnräume, die im ersten Stockwerk um einen großen, repräsentativen Festsaal ergänzt wurden. In den zweiten bis sechsten Etagen befanden sich Lagerräume, deren Waren mittels eines Kranauslegers im vierten Stock umgeschlagen werden konnten.
Im Laufe seines Lebens hat das Gebäude viele Besitzer gesehen. 1838 kaufte es die Stadt Köln, und danach war es rund 90 Jahre Sitz der Handelskammer und zwischendurch auch der Kölner Börse. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk stark zerstört. Da aber die Fassade größtenteils erhalten geblieben war, entschloss man sich, das Haus originalgetreu wiederaufzubauen. Heute dient es der Kunsthochschule für Medien Köln als Bibliotheksgebäude. Dadurch ist es auch (eingeschränkt) möglich, einmal das Innere des repräsentativen, romanischen Patrizierhauses zu besichtigen.
TIPP: Ein Besuch am Overstolzenhaus lässt sich sehr gut mit dem Rheinauhafen, dem Schokoladenmuseum oder auch der Kirche St. Maria im Kapitol verbinden.
Anschrift: Rheingasse 8-10, 50676 Köln | Link zur Kartenanzeige OpenStreetMap