Die Kniende bittet zur Audienz

Das Museum der Stiftung Wilhelm Lehmbruck in Duisburg ist ein äußerst beeindruckendes Skulpturenhaus – und das nicht nur im Innen- sondern auch im Außenbereich. Dabei ist der Name Lehmbruck Programm. Zum einen umfasst der Museumsbestand den kompletten Nachlass des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck mit rund 1.100 Werken. Darunter Skulpturen mit den absoluten Highlights „Die Kniende“ oder „Der Gestürzte“, Gemälde, Pastelle, Zeichnungen und Druckgraphiken. Zum anderen wurde das Museumsgebäude vom renommierten Architekten Manfred Lehmbruck entworfen, der zweite Sohn des Bildhauers.

Museum Lehmbruck Duisburg - Ansicht vom Immanuel-Kant-Park

Museum Lehmbruck Duisburg – Ansicht vom Immanuel-Kant-Park

Neben den Werken von Wilhelm Lehmbruck sind in der Skulpturensammlung aber auch noch eine Reihe anderer begnadeter Künstler vertreten, darunter Ernst Barlach, Max Ernst, Pablo Picasso oder auch Joseph Beuys. „Die Kniende“ aus dem Jahr 1911 feierte 2011 ihren einhundertsten Geburtstag. Von den Nationalsozialisten als Entartete Kunst angeprangert, hat sie bis zum heutigen Tage nichts von ihrer Anmut verloren. Allein wegen ihr lohnt sich schon ein Besuch des Museums.

Neben den Skulpturen findet man im Lehmbruck Museum eine umfangreiche Sammlung mit Malerei des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts, u.a. mit Werken von Emil Nolde, Oskar Kokoschka und August Macke. Auch das Modell des Life Saver-Brunnen auf der Duisburger Königstraße kann bestaunt werden, das Niki de Saint Phalle nach Abschluss ihrer Arbeit dem Museum geschenkt hat.

Auch das Museumsgebäude selbst ist aufgrund seiner Architektur durchaus einen Besuch wert. Die Architektur kann man bei einem Rundgang durch den Kant-Park von außen anschauen, sie erschließt sich allerdings erst richtig von innen heraus. Der Lehmbruck-Trakt ist ein Stahlbetonbau mit umlaufenden Galerien der sein Tageslicht durch einen Glaskubus im Zentrum der Halle erhält. Als Baustoffe dominieren braune Ziegel und grauer Sichtbeton. An die Große Glashalle rechts vom Eingang schließen sich in südliche Richtung drei quadratische, aber unterschiedlich große fensterlose Kuben an, die sowohl für die Dauerausstellung als auch für Wechselausstellungen genutzt werden.

Zur Präsentation der Werke stehen eine Fläche von 5.000 Quadratmeter im Museum und weitere rund 70.000 qm im Außenbereich, dem das Gebäude umgebenden Immanuel-Kant-Park, zur Verfügung. Im Park gibt es eine Reihe von unterschiedlichsten Kunstwerken zu entdecken. Hervorzuheben sind hier der „David“ am Parkeingang, Werke von Henry Moore und Richard Serra.
Die Dauerausstellung wird immer wieder durch interessante Wechselausstellungen von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart ergänzt und dokumentiert dadurch die vielfältigen Facetten der modernen Kunst.

Im Museum findet man neben einem Ruhe-/Leseraum mit verschiedensten Bildbänden und Kunstführern ein kleines Café. Für einen Besuch sollte man schon zwei bis drei Stunden einplanen. Weitere Informationen, Details zu den Wechselausstellungen und Öffnungszeiten sowie dem umfassenden museumspädagogischen Angebot gibt es auf der Homepage.

Ein kleiner Tipp zum Schluss: Oftmals erschließt sich dem unbedarften Betrachter nicht unbedingt sofort das Kunstwerk, vor dem er steht. Falls sich die Gelegenheit anbietet, sollte man deshalb nach einer Museumsführung fragen und den damit verbundenen Aufschlag auf das Eintrittsgeld investieren. Das ist in diesem Haus eine sehr gute Investition.